Für die Wissenschaftliche Aufarbeitung des Olympia-Anschlags wurden eine achtköpfige Historiker-Kommission und das Institut für Zeitgeschichte München–Berlin beauftragt. Das IfZ hat eine Forschungsstelle eingerichtet, die in enger Abstimmung mit der Kommission arbeitet.  

Historikerkommission

Der Kommission gehören acht Historikerinnen und Historiker aus Israel, Deutschland und Großbritannien an, die ehrenamtlich arbeiten.

  • Prof. Dr. Ofer Ashkenazi
    Foto: BMI/Henning Schacht

    Ofer Ashkenazi ist Professor für Neuere Geschichte und Direktor des Richard-Koebner-Minerva-Zentrums für deutsche Geschichte an der Hebräischen Universität von Jerusalem. Seit Oktober 2021 ist er Prodekan für Lehrangelegenheiten in den Geisteswissenschaften. Sein Hauptinteresse gilt der modernen deutsch-jüdischen Geschichte, der deutschen Erinnerung an den Nationalsozialismus und den Holocaust sowie den Beziehungen zwischen Deutschland, dem Zionismus und Israel während des gesamten 20. Jahrhunderts. In seinen Veröffentlichungen hat er die deutsche und deutsch-jüdische visuelle Kultur als Arena für die Verhandlung von Ansichten, Emotionen und Selbstwahrnehmungen betrachtet, die sonst von der Wissenschaft übersehen oder marginalisiert wurden. 

    „Viele Aspekte des Anschlags von 1972 und der Entscheidungsprozesse vor, während und nach dem Anschlag sind noch unklar und sollten sorgfältig untersucht werden. Neben diesen Fragen interessiere ich mich vor allem für die Rolle des Anschlags in der israelischen Erinnerungskultur und seine Auswirkungen auf die israelisch-deutschen Beziehungen sowie auf die Wahrnehmung der Palästinenser – ihre Argumente, ihre Ziele und der Einsatz von Terror – in Israel seit den frühen 1970er Jahren.“ 

  • Prof. Dr. Michael Brenner
    Foto: BMI/Henning Schacht

    Michael Brenner ist Professor für Jüdische Geschichte und Kultur an der Ludwig-Maximilians-Universität München und Direktor des Center for Israel Studies an der American University in Washington, D.C. Er ist Internationaler Präsident des Leo Baeck Instituts für deutsch-jüdische Geschichte und Kultur sowie gewähltes Mitglied der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, der Accademia Nazionale Virgiliana in Mantua und der American Academy for Jewish Research. Zu den Schwerpunkten seiner Arbeit gehören die moderne deutsch-jüdische Geschichte, die Geschichte Israels sowie die Stadtgeschichte Münchens. Seine jüngsten Bücher sind: “Der lange Schatten der Revolution: Juden und Antisemiten in Hitlers München, 1918-1923” sowie "Israel: Traum und Wirklichkeit des jüdischen Staates.” 

    "Als Historiker der jüdischen Geschichte, der zu Israel forscht und in München lehrt, ist dieses Projekt in vielerlei Hinsicht von großer Bedeutung für mich. Hinzu kommt die persönliche Erinnerung an dieses tragische Ereignis. Mein besonderes Interesse gilt seiner Einordnung in die deutsch-jüdische Geschichte und die Geschichte der deutsch-israelischen Beziehungen." 

  • Prof. Dr. Shlomo Shpiro
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    Shlomo Shpiro ist Direktor des Europa Instituts und Inhaber des Paterson Chair in Security and Intelligence an der Bar-Ilan University in Ramat Gan, Israel. Er ist spezialisiert auf die Geschichte der Nachrichtendienste in Israel und Europa, des palästinensischen und islamistischen Terrorismus sowie der Terrorismusbekämpfung.

    “Der Anschlag in München ist im Gedächtnis vieler Menschen in Israel fest verankert. Die Arbeit der Kommission ist enorm wichtig − nicht nur, um die Geschichte aufzuarbeiten, sondern auch, um die Terrorabwehrmaßnahmen von Heute und Morgen besser zu verstehen und terroristischen Gefahren vorzubeugen.“ 

  • Prof. Dr. Margit Szöllösi-Janze
    Foto: BMI/Henning Schacht

    Margit Szöllösi-Janze war bis zu ihrer Pensionierung 2023 Lehrstuhlinhaberin für Neueste Geschichte und Zeitgeschichte am Historischen Seminar der Ludwig-Maximilians-Universität München. Zu ihren Forschungsschwerpunkten zählen neben der Geschichte von Nationalsozialismus und Faschismus u.a. die historische Terrorismus- und Gewaltforschung seit den 1970er Jahren, wozu sie mehrere große Forschungsprojekte geleitet hat. 

    „Als 15-jährige besuchte ich mit den kostenlosen Eintrittskarten, die an den Münchner Schulen verteilt worden waren, voller Begeisterung so viele olympische Sportveranstaltungen wie nur möglich. Der Überfall auf die israelische Mannschaft und die Ermordung der Sportler in Fürstenfeldbruck waren ein tiefsitzender Schock in einer Zeit wachsender Erfahrung politischer Gewalt innerhalb der Bundesrepublik wie international. Es bedeutet mir viel, dass ich mich nun am Ende meiner akademischen Laufbahn auch wissenschaftlich mit den Ereignissen und Hintergründen, aber auch der Nachgeschichte des Anschlags beschäftigen darf: in Auswertung der Quellen in den Archiven, mit den Methoden der Zeithistorikerin, mit dem Wissen aus meinen Forschungsprojekten.“ 

  • Prof Dr. Petra Terhoeven
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    Petra Terhoeven ist seit 1. Oktober 2024 Leiterin des Deutschen Historischen Instituts in Rom. Sie ist Professorin für Europäische Kultur- und Zeitgeschichte an der Universität Göttingen. Ein Schwerpunkt ihrer Arbeit ist die Geschichte von Faschismus und Terrorismus im 20. Jahrhundert, insbesondere der Linksterrorismus und seine politischen und gesellschaftlichen Folgen in der Bundesrepublik und Italien. Derzeit forscht sie zum Umgang der europäischen Gesellschaften mit den Betroffenen terroristischer Gewalt seit den 1970er Jahren.

    „Ich interessiere mich in erster Linie für die Nachgeschichte des Anschlags von München. Warum hat es so lange gedauert, bis die deutsche Seite Verantwortung übernommen hat? Wie ein demokratisches Staatswesen mit eigenen Versäumnissen und Fehlern umgeht und wie es dabei die Geschädigten behandelt, ist eine Frage von grundsätzlicher Bedeutung, die mich auch persönlich umtreibt.“

  • Prof. Dr. Shulamit Volkov
    Foto: BMI/Henning Schacht

    Shulamit Volkov, Professorin (emerita) für Neuere Geschichte an der Universität Tel Aviv, Israel; Mitglied der Israelischen Akademie der Wissenschaften. Ehemalige Leiterin des Instituts für Deutsche Geschichte und Direktorin a.D. der Schule für Geschichte an der Universität Tel Aviv; Fellow am Wissenschaftskolleg zu Berlin und am Historischen Kolleg in München sowie Gastprofessorin an verschiedenen Universitäten in Europa und den USA. Sie veröffentlichte Bücher, Aufsätze und Essaybände zur Deutschen Sozialgeschichte, zur Deutsch-Jüdischen Geschichte und zum Antisemitismus, außerdem zu verschiedenen Aspekten der Aufklärung und zur Historiographie des Nationalsozialismus. 2022 erschien im Beck Verlag, München, ihr Buch “Deutschland aus jüdischer Sicht. Eine andere Geschichte vom 18. Jahrhundert bis zur Gegenwart” und 2023 im De Gruyter Verlag, Berlin, ihre Essaysammlung “Interpreting Antisemitism. Studies and Essays on the German Case.”

    „Ich bin das einzige Kommissionsmitglied, das schon als Erwachsene die Ereignisse in München 1972, nämlich den ersten international stark beachteten palästinensischen Terroranschlag, miterlebte. Heute, besonders nach dem 7. Oktober 2023, scheint es mir dringender denn je, zurückzuschauen auf die damalige Katastrophe und sie gründlich zu untersuchen – mit der nötigen historischen Perspektive wie auch mit unseren persönlichen Erinnerungen und unserem emotionalen Bezug zu dem Ereignis.“ 

  • Prof. Dr. Klaus Weinhauer
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    Klaus Weinhauer ist Professor für Neuere Geschichte an der Universität Bielefeld und Direktor der Bielefeld Graduate School in History and Sociology (BGHS). Schwerpunkte seiner Arbeit sind die Geschichte von Polizei, Innerer Sicherheit und politischer Gewalt seit dem 19. Jahrhundert. Aktuell erforscht er Proteste, soziale Bewegungen und Polizei in drei internationalen Hafenstädten des 20. Jahrhunderts.

    „Mein besonderes Augenmerk liegt auf der sozial- und kulturgeschichtlichen Analyse des Vorgehens von Polizei, Bundesgrenzschutz und Bundeswehr im Umfeld des Münchener Anschlags. Mich interessieren zudem zwei grundsätzliche Fragen: Wie wurden solche Einsätze geplant, durchgeführt und rückblickend beurteilt? Welche politischen wie sozialen Auswirkungen hatten sie?“ 

  • Prof. Dr. Christopher Young
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    Christopher Young ist Professor of Modern and Medieval German Studies und Dean of Arts and Humanities an der Universität Cambridge. Zum 1. Oktober 2024 wird er Master von St Edmund’s College, Cambridge. Zusammen mit Sir Christopher Clark leitet er das 2016 gegründete Cambridge-DAAD-Forschungszentrum für Deutschland-Studien. Seit 20 Jahren beschäftigt sich der ausgebildete Germanist mit der Geschichte des deutschen Sports im europäischen Kontext. 

    “Der Anschlag auf die israelische Mannschaft bei den Olympischen Spielen 1972 in München gehört zu meinen frühesten Erinnerungen überhaupt. Erst Jahrzehnte später setzte ich mich wissenschaftlich mit den Schreckensbildern auseinander, die ich damals als fünfjähriges Kind nicht einordnen konnte. Die Möglichkeit, im Rahmen des Forschungsprojekts mit bislang unzugänglichen Quellen zu arbeiten, bietet nun die Chance – hoffentlich ein für allemal – zu den Fakten zu kommen. Die Verantwortung der Kommission und der Forschungsstelle des IfZ ist enorm.” 

Forschungs- und Geschäftsstelle

In der am Institut für Zeitgeschichte in München eingerichteten Forschungs- und Geschäftsstelle arbeiten hauptamtlich Forschende in enger Abstimmung mit der Kommission.

  • Prof. Andreas Wirsching Gesamtverantwortung
    Foto: BMI/Henning Schacht

    Andreas Wirsching, Jahrgang 1959, ist Direktor des Instituts für Zeitgeschichte München–Berlin und Inhaber des Lehrstuhls für Neuere und Neueste Geschichte an der Ludwig-Maximilians-Universität München. Er ist u. a. ordentliches Mitglied der Bayerischen Akademie der Wissenschaften. Zu seinen Forschungsschwerpunkten zählen die deutsch-französische Geschichte der Zwischenkriegszeit und des Nationalsozialismus sowie die deutsche und europäische Geschichte seit den 1970er Jahren.

    „Erinnerung braucht Klarheit. Aufgrund der immensen Komplexität einer umfassenden Geschichte des 5. September 1972 ist das keine einfache Aufgabe. Wir haben am Institut für Zeitgeschichte ein hochqualifiziertes Team gebildet, dass sich gemeinsam mit der Historikerkommission dieser Aufgebe stellt. Und um die so dringend erforderliche Transparenz herzustellen, brauchen die Forschung, die Hinterbliebenen, die Politik, und die interessierte Öffentlichkeit die komplette Offenlegung aller Quellen.”

  • Prof. Dr. Johannes Hürter Gesamtverantwortung
    Foto: IfZ München

    Johannes Hürter ist Leiter der Forschungsabteilung München am Institut für Zeitgeschichte München–Berlin und außerplanmäßiger Professor für Neueste Geschichte an der Johannes Gutenberg-Universität Mainz. Seine aktuellen Forschungsschwerpunkte sind Politik und Militär vom Kaiserreich bis zur NS-Diktatur sowie die Alltags- und Kulturgeschichte des Nationalsozialismus. Von 2008 bis 2016 leitete er ein IfZ-Forschungsprojekt über Staat und Terrorismus in Westeuropa in den 1970er und 1980er Jahren.

    „Der staatliche Umgang mit dem Anschlag in München ist im größeren Kontext der Konfrontation westlicher Demokratien mit terroristischer Gewalt seit Ende der 1960er Jahre zu sehen. Das Agieren der Politik und der Sicherheitsbehörden im September 1972 und danach bietet ein historisches Exemplum, das bis heute relevant ist und auch deshalb umfassend untersucht werden muss.“ 

  • PD Dr. Eva Oberloskamp Leitung Forschungs- und Geschäftsstelle
    Foto: BMI/Henning Schacht

    Eva Oberloskamp leitet die Geschäfts- und Forschungsstelle zur wissenschaftlichen Aufarbeitung des Olympia-Anschlags 1972 am Institut für Zeitgeschichte München–Berlin. Sie ist zudem Privatdozentin an der Ludwig-Maximilians-Universität München. Ihre Forschungsgebiete sind die deutsche und französische Geschichte der 1920er und 30er Jahre, die Energie- und Umweltpolitik seit den 1970er Jahren und die europäische Terrorismusbekämpfung während der 1970er Jahre.

    „Der Anschlag auf die israelische Olympia-Mannschaft von 1972 ist noch heute von großer Aktualität. Ich hoffe, dass die geschichtswissenschaftliche Forschung, die unser Projekt leistet, auch eine positive gesellschaftliche Wirkung haben wird.“ 

  • Dr. Adrian Hänni Wissenschaftliche Mitarbeit
    Foto: IfZ München

    Adrian Hänni ist Historiker mit Fokus auf der Geschichte von Terrorismus, Geheimdiensten und Propaganda. Er arbeitet als wissenschaftlicher Mitarbeiter am Institut für Zeitgeschichte (IfZ) in München sowie als Dozent an der FernUni Schweiz und der Donau-Universität Krems. Sein neuestes Buch «Terrorist und CIA-Agent: Die unglaubliche Geschichte des Schweizers Bruno Breguet» erschien 2023 bei NZZ Libro. 2021/22 war er Gastwissenschaftler an der Georgetown University in Washington. Zuvor forschte er an der Universität Leiden (Niederlande) und dem Centre for the Study of Violence an der University of Newcastle (Australien). Seit 2020 ist er Herausgeber des Journal for Intelligence, Propaganda and Security Studies (JIPSS). 

  • Dr. Lutz Kreller Wissenschaftliche Mitarbeit

    Lutz Kreller ist wissenschaftlicher Mitarbeiter der Forschungsstelle zur wissenschaftlichen Aufarbeitung des Olympia-Anschlags 1972 am Institut für Zeitgeschichte München–Berlin (IfZ). Er untersucht unter anderem die genauen Abläufe des 5. und 6. September, die Unterstützernetzwerke sowie die bundesdeutschen Beziehungen zur PLO/Fatah, arabischen Staaten und Israel. Lutz Kreller ist seit 2014 als wissenschaftlicher Mitarbeiter am IfZ tätig. Er forschte bislang vor allem zum Kalten Krieg, zur Geschichte das Nahostkonflikts und zur Geschichte der Palästinensischen Befreiungsorganisation und der Fatah. 

  • Tina Angerer Öffentlichkeitsarbeit
    Foto: IfZ München

    Tina Angerer ist in der Forschungsstelle zur wissenschaftlichen Aufarbeitung des Olympia-Anschlags 1972 am Institut für Zeitgeschichte München–Berlin Referentin für Öffentlichkeitarbeit und Veranstaltungsmanagement. Die Absolventin der Deutschen Journalistenschule war unter anderem Redakteurin der Abendzeitung und Pressesprecherin des DMB Mieterverein München 

  • Christina Holzmann Veranstaltungsmanagement
    Foto: IfZ München

    Christina Holzmann ist Referentin für Veranstaltungsmanagement und Publikationen der Forschungsstelle am Institut für Zeitgeschichte. Sie organisiert die öffentlichen Veranstaltungen und Tagungen des Projekts und betreut die Publikationen des Projekts.  

    Neben ihrer Tätigkeit im Rahmen der wissenschaftlichen Aufarbeitung des Olympia-Anschlags 1972 promoviert sie im Fach Geschichte mit einer genderhistorischen Arbeit zur Transitional Justice nach Ende des Zweiten Weltkriegs.  

  • Julia Mertens Team-Assistenz
    Foto: IfZ München

    Julia Mertens ist Team-Assistentin der Forschungsstelle zur wissenschaftlichen Aufarbeitung des Olympia-Anschlags 1972 am Institut für Zeitgeschichte München–Berlin. Neben den organisatorischen und administrativen Tätigkeiten unterstützt sie die Forschungsstelle und Historiker-Kommission in ihren vielfältigen Aufgaben.